Gebaut wurde die Jan Heweliusz 1977 auf der Werft Trosvik Verksted in Brevik, Norwegen. Schon mit der Jungfernfahrt im Juli 1977, als an der Maschine ein Lagerschaden auftrat, begann eine nicht endende Pannenserie, die dieses Schiff bis zu seinem Untergang im Jahr 1993 begleitete. Erstmals kam es schon 1977 zu einer Kollision mit einer Kaimauer im Hafen Ystads.
Im Jahr 1978 bekam die Jan Heweliusz aufgrund einer Fehlbeladung zum ersten Mal starke Schlagseite. Mit viel Glück gelang es der Besatzung, das Schiff wieder zu stabilisieren. Im August 1982 kenterte das Schiff ein weiteres Mal, nachdem es im Hafenbecken von Ystad festliegend mit sieben Zementwagen vermutlich einseitig beladen wurde und dort über mehrere Monate mit dem linken Brückennock an der Kaimauer lag. Auch hier gelang es mittels großer Kräne, das Schiff wieder aufzurichten, so dass es im November desselben Jahres wieder den Betrieb aufnehmen konnte. Im Januar 1983 kippten zwei LKW auf dem Ladungsdeck, die nicht oder nur unzureichend gesichert waren. Die Besatzung hatte Mühe, das Schiff zu stabilisieren. Mehrfach kam es zu Kollisionen und Beinahe-Unfällen mit den Hafenanlagen oder anderen Schiffen, wie einem schwedischen Zollboot im Jahr 1987.
Im September 1986 kam es an Bord zu einem Brand durch ein Kühlaggregat eines LKW, der sich auf fünf weitere Lastwagen ausdehnte. 23 Passagiere und ein Teil der Besatzung mussten sich in die Rettungsboote begeben, während der andere Teil der Besatzung mit Löscharbeiten beschäftigt war. Das Schiff musste danach zur Reparatur in die Werft.
Der Untergang
Am 14. Januar 1993 sank das Schiff, das sich auf dem Weg von Swinemünde nach Ystad befand, vor der Küste der Insel Rügen im Orkan Verena bei Windgeschwindigkeiten von ca. 160 km/h und bis zu vier Meter hohen Wellen. Die Fähre war mit 28 Lastwagen und 10 Eisenbahnwaggons beladen, die offenbar schlecht oder gar nicht gesichert waren. Um 03.28 Uhr meldete die Besatzung Probleme mit der Ladung, um 04.35 Uhr bekam das Schiff 30 Grad Schlagseite, die Passagiere wurden an die Rettungsstationen beordert. Um 04.37 Uhr wurde der erste Funkruf mit der Bitte um sofortige Hilfe abgesetzt. Um 04.45 Uhr rief die Besatzung „Mayday“, das Schiff hatte da bereits 70 Grad Schlagseite. Nach dem zweiten Notruf um 05.27 Uhr verschwand das Schiff von den Radarschirmen, um 05.50 Uhr trieb es kieloben, bis es schließlich gegen 11.00 Uhr 20 Seemeilen nordöstlich von Rügen sank.
Trotz sofort eingeleiteter Rettungsmaßnahmen konnten nur neun Crew-Mitglieder gerettet werden. Aufgrund der Passagierlisten wird vermutet, dass 55 Menschen ums Leben kamen, 35 Passagiere und 20 Besatzungsmitglieder aus insgesamt acht Ländern (Polen, Schweden, Norwegen, Tschechien, Rumänien, Ungarn, Österreich, Jugoslawien). Jedoch konnten nur 37 Leichen geborgen werden.
1999 stellte das Seefahrtsamt in Gdingen fest, dass das Schiff nicht hätte auslaufen dürfen, da es nicht seetüchtig war. Bereits vor dem Unglück waren Probleme mit dem Ballastsystem bekannt geworden. Ursache des Untergangs war wahrscheinlich ein defektes Ladetor. Die Jan Heweliusz war nur kurz zuvor im schwedischen Hafen Ystad mit der Kaimauer kollidiert und offenbar nur ungenügend instand gesetzt worden. Selbst in einwandfreiem Zustand hätte das Schiff wegen des aufziehenden Unwetters nicht in See stechen sollen. Im nahegelegenen Sassnitz wurden von den deutschen Behörden sämtliche Fährverbindungen wegen des schlechten Wetters eingestellt.
Das Wrack
Das Wrack der Jan Heweliusz wurde von der
Reederei aufgegeben und ist inzwischen zu einem beliebten Ziel von Sporttauchern
in der Ostsee geworden. Es liegt markiert mit schwarz/rot/schwarzer Leuchttonne
bei 54° 36´N, 14° 13´O in minimal 10 bis maximal 25 Metern Tiefe
auf seiner Backbordseite und ist vollständig mit den für die
Ostsee typischen Miesmuscheln bewachsen. Bedingt durch erfolglose Bergungsversuche
sind einige Teile des Oberdecks stark einsturzgefährdet. Die Heckklappe
ist abgerissen und liegt abseits des Schiffs.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Heweliusz_(Schiff)