Geschichte
der Dampfmaschine
Die erste Kolbenkraftmaschine
wurde 1690 von dem französischen Physiker und Erfinder Denis Papin
entwickelt und beim Pumpen von Wasser eingesetzt. Papins Maschine, kaum
mehr als eine Spielerei, war ein primitives Gerät, bei dem die Hauptleistung
mit Luft- und nicht mit Dampfdruck erzielt wurde. Sie bestand aus einem
einzigen Zylinder, der gleichzeitig als Kessel diente. Eine geringe Menge
Wasser wurde auf den Boden des Zylinders geleitet und erwärmt, bis
sich Dampf bildete. Der Dampfdruck hob einen in den Zylinder eingepassten
Kolben. Anschließend wurde die Heizquelle unter dem Zylinder entfernt.
Beim Abkühlen des Zylinders kondensierte der Dampf, und der Luftdruck
über dem Kolben drückte diesen wieder nach unten.
1698 baute der englische Ingenieur
Thomas Savery eine Dampfmaschine mit zwei Kupferbehältern, in die
abwechselnd aus einem Kessel Dampf eingeleitet wurde. Saverys Maschine
wurde ebenfalls zum Wasserpumpen eingesetzt, wie auch die so genannte atmosphärische
Dampfpumpe mit Balancier (zweiarmiger Hebel), die der englische Erfinder
Thomas Newcomen im Jahr 1705 konstruierte. Dieses Gerät hatte einen
senkrechten Zylinder und einen mit Gegengewichten versehenen Kolben. Zusammen
mit den Gegengewichten bewirkte Dampf, der mit geringem Druck unten in
den Zylinder geleitet wurde, dass sich der Kolben zum oberen Ende des Zylinders
bewegte. War der Kolben dort angekommen, öffnete sich automatisch
ein Ventil, durch das ein Strom kalten Wassers in den Zylinder gespritzt
wurde. Dadurch kondensierte der Dampf, und der Luftdruck schob den Kolben
wieder zum unteren Ende des Zylinders. Eine Stange, die an dem Verbindungsbalken
zwischen Kolben und Gegengewicht befestigt war, bewegte sich mit dem Kolben
auf und ab und betätigte eine Pumpe. Newcomens Maschine brachte nur
geringe Leistung, konnte aber zum Abpumpen von Wasser aus Kohlegruben eingesetzt
werden.
Während der schottische
Ingenieur und Erfinder James Watt Verbesserungen an Newcomens Maschine
vornahm, machte er eine Reihe von Erfindungen, die das Entstehen der modernen
Dampfmaschine ermöglichten. Watts erste wichtige Entwicklung war die
Konstruktion einer Maschine mit einem eigenen Raum für das Kondensieren
des Dampfes. Diese 1769 patentierte Maschine verbesserte den Wirkungsgrad
der Maschine von Newcomen erheblich. Der Dampfverlust durch das abwechselnde
Erwärmen und Abkühlen des Zylinders blieb bei dieser Konstruktion
nahezu aus. Watts Maschine hatte einen isolierten Zylinder, der ständig
die Dampftemperatur beibehielt. In dem davon getrennten, wassergekühlten
Kondensationsraum wurde mit einer Pumpe ein Unterdruck erzeugt, so dass
der Dampf vom Zylinder in den Kondensationsraum gesaugt wurde. Mit der
Pumpe wurde auch das Wasser aus dem Kondensationsraum entfernt.
Eine weitere tief greifende
Änderung in der Konstruktion der ersten Maschinen von Watt war die
Verwendung von Wasserdampf statt Luftdruck. Watt erfand außerdem
ein Verfahren, mit dem ein sich hin- und herbewegender Kolben einer Maschine
ein sich drehendes Schwungrad antreiben konnte. Das erreichte er zunächst
durch ein System von Zahnrädern, ein Getriebe, später wie bei
modernen Kraftmaschinen mit einer Kurbelwelle. Weitere von Watt eingeführte
Verbesserungen und Erfindungen waren u. a. die Anwendung des Prinzips der
Doppelwirkung, bei dem Dampf abwechselnd auf beide Seiten des Kolbens geleitet
wurde, so dass in beide Richtungen Druck auf den Kolben ausgeübt wurde.
Watt rüstete seine Kraftmaschinen auch mit Drosselklappen aus. Damit
ließ sich die Geschwindigkeit regeln. Mit Hilfe von Fliehkraftreglern
erreichten seine Konstruktionen automatisch eine gleich bleibende Arbeitsgeschwindigkeit.
Die nächste entscheidende
Entwicklung auf dem Gebiet der Dampfmaschine war die Einführung brauchbarer
Hochdruckdampfmaschinen. Watt hatte zwar das Prinzip der Hochdruckdampfmaschine
erkannt, konnte aber diese Art der Maschine nicht vervollkommnen. Anfang
des 19. Jahrhunderts gelang es dem britischen Ingenieur und Erfinder Richard
Trevithick und dem amerikanischen Erfinder Oliver Evans, eine Hochdruckdampfmaschine
zu konstruieren. Trevithick setzte dieses Modell der Dampfmaschine zum
Antrieb der ersten je gebauten Lokomotive für eine Eisenbahn ein.
Sowohl Trevithick als auch Evans bauten dampfbetriebene Kutschen zur Fortbewegung
auf Straßen.
Etwa zur gleichen Zeit baute
der britische Ingenieur und Erfinder Arthur Woolf die erste Verbundmaschine
(auch Mehrfach-Expansionsmaschine genannt). Sie stellte eine Verbesserung
der Zweifach-Expansionsmaschine von J. Hornblower dar. Bei der Mehrfach-Expansionsmaschine
wird unter hohem Druck stehender Dampf zunächst auf einen und, nachdem
er sich ausgedehnt und dabei Druck verloren hat, auf einen weiteren Kolben
geleitet. Woolfs erste Maschinen hatten zwei Zylinder. Später gab
es aber auch Arten mit dreifacher und sogar vierfacher Expansion. Der Vorteil
der Verbindung von zwei oder mehr Zylindern besteht darin, dass weniger
Energie durch Abgabe von Wärme an die Zylinderwände verloren
geht und die Maschine deshalb einen höheren Wirkungsgrad erzielt.
"Dampfmaschine", Microsoft(R)
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