Zinngießen Gießtechnik

  • Voraussetzung
  • Allgemeines über Gießformen
  • Vorbereitung des Schmelzgutes
  • Reinigen des flüssigen Zinns
  • Temperatur des flüssigen Zinns
  • Zinnguß
  • Entformung
  • Zinn und seine Legierungen

  • Voraussetzung
    Kleine Zinnabgüsse in geringer Stückzahl lassen sich am Gasherd in der Küche herstellen. Auf einer Flamme wird das Schmelzgut erwärmt und auf einer andern die Metallgießform vorgeheizt. Ebenso geeignet ist ein Elektroherd, wobei hier die Metallform im Backraum vorgeheizt wird. In Werkstätten wird mit Propangasbrenner gearbeitet. Geschmolzen wird das Zinn im Tiegel oder flachem Topf. Bei geringen Mengen an Schmelzgut kann auch ein Gießlöffel (halbrunder Eßlöffel oder Suppenkelle) verwendet werden.
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    Allgemeines über Gießformen
    Gießformen gibt es in verschiedenen Arten:
    -Formen mit einmaliger Verwendung, wie Lehm-, Sand-, Papiergießform, die nach dem Guß zerstört weden (verlorene Form).
    -Formen für mehrere Konturen-Abgüsse, Holz-, Gipsfomen und Gießformen aus Modelliermasse.
    -Formen für Präzisionsabgüsse die kaum eine Nacharbeit erfordern. Das sind Tonschiefer-, Epoxidgießharz-, Silikonkautschuk- und komplizierte mehrteilige Metallgießformen.
    Weiterhin unterscheidet man die Formen nach Kaltguß (Lehm-, Sand-, Papiergieß-, Holz-, Gipsfomen) und dem Heißguß (Metallgießformen), der bei entsprechender Gravur und Oberflächengüte für den Reliefguß geeignet ist.
    Formen aus Lehm, Formsand, Modelliermasse und Silikonkautschuk haben den Vorteil, daß man auch bei mehreren Unterschneidungen keine Probleme mit der Entformung hat.
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    Vorbereitung des Schmelzgutes
    In der Gießerei ist es üblich die frisch zusammengestellten Zinnlegierungen zunächst in kleine Barren zu gießen. Diese Notendigkeit hängt mit der Kristallisation der Legierung zusammen. Wird dieser Vorgang nach kurzer Schmelzzeit abgebrochen, verringert sich die Gießfähigkeit. Die optimale Gießfähigkeit und Homogänität wird erst nach einem Wiedereinschmelzen erreicht.
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    Reinigen des flüssigen Zinns
    Werden Gußreste und Späne eingeschmolzen, müssen Verunreinigungen entfernt werden (Polen). Fremdkörper und Abbrannt schwimmen im dünnflüssigen Schmelzgut oben auf und können mit einem Löffel abgeschöpft werden. Mit einer geschälten rohen Kartoffen wird das flüssige Zinn kräftig durchgerührt. Eine Reaktion der Kartoffelstärke läßt die Verunreinigungen sofort nach oben steigen und kann abgezogen werden.
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    Temperatur des flüssigen Zinns
    Die richtige Temperatur der flüssigen Zinnlegierung spielt eine wesentliche Rolle für einen erfolgreichen Abguß. Wird gerade geschmolzenes Zinn in die Form gegossen, erkaltet die Schmelze schon beim Einlaufen bevor es alle Ecken erreicht hat und es entstehen Löcher und Kaltbrüchigkeit im Gußstück. Wird das Schmelzgut zu hoch erhitzt, das ist der Fall, wenn das flüssige Zinn in allen Regenbogenfarben schillert, entsteht Rotbrüchigkeit, die auch zum Ausschuß führt. Die optimale Temperatur der Schmelze liegt zwischen 300°C und 350°C. Die beste Möglichkeit der Temperaturkontrolle ist ein Spezialtermometer. Es  gibt verschiedene andere Methoden die Temperatur zu prüfen. Nach einem frisch abgezogenem Zinnbad hat das Schmelzgut auf der Oberfläche eine Färbung mit Übergang von gelb zu blau. Eine andere Kontrolle ist mit einem Stück Holz, daß in das Zinn getaucht wird. Bleibt das Zinn am Holz hängen ist die Temperatur erreicht.
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    Zinnguß
    Es gibt zwei Arten des Zinngießens, den kalten und den heißen Guß.
    Bei dem kalten Guß erstarrt die Schmelze schon nach wenigen Sekunden. Hier muß mit einem kräftigen Schapp gegossen werden, damit mit hohem Gießdruck die Hohlräume der Form schnell und vollständig ausgefüllt werden. Ein Entformem ist gleich im Anschluß möglich.
    Die heißen Güsse, meist komplizierte Gußstücke, erfolgen im Gegensatz dazu langsam. Die angeheizte Form wird schräg aufgestellt, sodaß der Einguß an oberster Stelle ist und alle Gußwände sich in Schräglage befinden, damit das flüssige Zinn gut Ablaufen kann. Da dieTemperatur der Gießform und der Schmelze gleich sind, kann schön langsam und gleichmäßig gegossen werden. Den Eingußspalt immer nur bis zur Hälft mit Zinn füllen, damit die Luft ständig aus allen Ecken entweichen kann. Zum Schluß die Eingußwanne reichlich mit Zinn füllen (als Resovoir für die Schrumpfung beim Abkühlen). Noch ist alles Zinn in der Gießform und in der Eingußwanne dünnflüssig. Jetzt muß verhindert werden, daß der Einguß eher abkühlt als das Gußstück. Durch Eintauchen in ein Wasserbad, beginnend an der entgegengesetzten Seite des Eingußes, wird die Gießform langsam abgekühlt. So kann durch die auftretende Schrumpfung ständig flüssigen Zinn aus dem Eingußreservoir nachlaufen.
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    Entformung
    Nach dem Erkalten der Form werden alle Verschraubungen gelöst. Die Formhälften sitzen nach dem Gießen "wie angegossen". Mit einem Schraubenzieher wird zwischen den vorher angefasten Formhälften vorsichtig aufgehebelt. Den Kern einer Becherform entfernt man mit einer Schlagstange. Dazu wird eine Stange in den Kern eingeschraubt, die am anderen Ende mit einer fest angezogenen Mutter abschließt. Mit einem Stahlkörper, der leicht auf dieser Stange gleitet, wird kräftig gegen die Mutter geschlagen bis sich der Kern aus dem Gußstück löst.
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    Zinn und seine Legierungen
    Zinn (Sn) ist ein mäßig hartes, ungiftiges, silbrig glänzendes Metall mit grober Gefügestrucktur. Wichtige Eigenschaften von Zinn sind z.B. das knistern beim Biegen (Zinnschrei) und das ein Abrieb auf weißem Papier keine Spuren hinterläßt (Blei dagegen hinterläßt eine graue Spur). Bei -20°C zefällt Zinn allmählich zu grauem Pulver (Zinnpest). Befallene Stücke können kaum davon befreit werden. Legierungen mit Blei oder Wismut bleiben frei von der Zinnpest. Zinn hat eine Zugfestigkeit von 35 ... 40 MPa und ist 4x härter als Blei. Die Dichte beträgt 7,3 g/cm3, der Schmelzpunkt liegt bei 231 °C. Reinzinn ist schlecht gießbar und deshalb zum Ausgießen feiner Konturen und Hohlräume ungeeignet. Die Gießeigenschaften lassen sich durch Legierung mit anderen Metallen (Blei, Antimon, Wismut, Kadmium, Kupfer und Silber) verbessern.
    Blei (Pb) ist ein bläulich weißes, silberglänzendes Metall, feinkörnig, sehr weich, geringe Festigkeit, gut gießbar und verformbar. Blei und seine Verbindungen sind giftig. Die Dichte von Blei ist 11,4 g/cm3 und schmilzt bei einer Temperatur von 327 °C. Je mehr Blei der Zinnschmelze zugemischt wird desto dunkler wird sie. Bei ca. 40 % Bleianteil ergibt sich eine optimale Gießfähigkeit. Gußstücke mit hohem Bleianteil werden nach längerer Standzeit grau.
    Antimon (Sb) ist ein weißglänzendes, sehr sprödes Metall mit einer sehr feinen Gefügestrucktur. Mit Anteilen ab 12 % wird das Gußstück glashart und beim Bearbeiten wie biegen, kanten, walzen usw. besteht Bruchgefahr. Mit einem Zusatz von 1 - 3 % erhält das Gußstück genügend Härte und Festigkeit und ergänzt als Flußmittel zum Gießen feiner Struckturen die Legierung. Die Schmelztemperatur betägt 625 °C. Es muß erst in ganz kleinen Stücken eingeschmolzen werden, bevor es der Zinnlegierung beigemischt werden kann.
    Wismut (Bi) ist ein rötlich-silberweißes, sprödes, grobkristllines Metall. Es hat einen Schmelzpunkt von 271 °C. Wismut denht sich beim Erkalten aus. Mit Anteilen von 3 % entsteht ein sehr gut geeignetes dünnflüssiges Schmelzgut und macht die Legierung niedrigschmelzend.
    Kadmium (Kd) ist ein silbrig weißes, sehr weiches, gut bearbeitbares Metall. Es beeinflußt die Gießfähigkeit günstig, ist aber wesentlich giftiger als Blei. Sein Schmelzpunkt liegt bei 321 °C.
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    wetere Infos in dem Fachbuch Kunsthandwerkliches Zinngießen von Rolf Dwenger

    Tips zu Thema Zinngießen im Uhren & Hobby - Katalog bei www.SELVA.de.
    Herstellung von Silikonkautschuk-Formenpdf-Datei(265 kb)
    Zinngießen in Silikon-Kautschuk-Formenpdf-Datei (255 kb)
    Zinngießen in Formsandpdf-Datei (270 kb)

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